Eva Baumann lebt und arbeitet in Bern und in den Wäldern drum herum. Nach zwei gestalterischen Ausbildungen widmete sie sich in Wort und Bild mit Zeichnungsaktionen, Installationen und Performances der Poesie des Alltäglichen und des Zufalls – der Sichtbarmachung des Unbeachteten. Nach Lern- und Lehrjahren mit langen Aufenthalten in Südostasien als Kunstlehrerin hat sie sich zum Waldbade-Coach weitergebildet und bringt Menschen, durch Sinneserfahrungen in der Natur, das Staunen über kleine Dinge nahe.

Tochter, Mutter, Grossmutter – eine skulpturale Ahnengalerie. Vom 25. Juli bis am 14. August entsteht jeden Tag eine Frauenfigur, geschnitzt aus einem Rüebli – 21 an der Zahl. Sie stehen, in der Reihenfolge ihrer Entstehung, auf identischen Buchenholzsockeln mit 4×4 cm Sandflächen und einer Höhe von 7,5 cm.

Leuchtend, chäch und drall steht die heutige Figur auf ihrem Podest, etwas weniger leuchtend ihre Mutter auf dem nächsten Sockel und noch etwas welker ihre Grossmutter. Dir Reihe setzt sich fort bis die Figuren gebeugt und zusammengesunken vor uns stehen. Ihre Schrumpelikeit hat etwas Rührendes und gemahnt an den Lauf allen Seins.

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Daniela Lehmann studierte Tanz und Philosophie in Dresden, Freiburg im Breisgau und Berlin und spezialisierte sich auf Instant Composing. 2005 wurde sie für ihre Performance „Mina“ beim Festival euroscene in Leipzig mit dem Preis für das beste deutsche Tanzsolo ausgezeichnet. Ihr umfangreiches Repertoire umfasst selbstgeschaffene Bühnenstücke und ortsspezifische Arbeiten in Zusammenarbeit mit Künstler_innen aus verschiedenen Bereichen. 2020 rundete sie ihre akademische Laufbahn mit dem Master in Choreografie an der Palucca Hochschule in Dresden ab. Daniela Lehmann ist eine Expertin darin, in ihren Tanzperformances die gegenwärtige Präsenz jedes Wesens im Raum anzuerkennen. In ihrer choreografischen Arbeit untersucht sie die Grenze zwischen der Erfüllung einer definierten, gesellschaftlichen Rolle und der Offenlegung des puren, unperfekt schönen menschlichen Selbst.

Das Stück Infinity von Natalie Eichenberger (Stimme) und Daniela Lehmann (Tanz) wird am SA 18.00 Uhr sowie am SO 13.00 Uhr als Abschluss des Festivals in der Grossen Kapelle gezeigt.

Die pure Essenz des Seins kann niemals vorüber gehen. Vorbei ist nur, von dem wir denken, es sei vorbei. So entsteht auch Leid im Gedanken an den Verlust und nicht im Verlust selbst. In den Räumen des Krematoriums darf Klang und Tanz jenseits des Denkens entstehen. Aus puren Sein, aus purem Bewusstsein, aus purer Lebendigkeit.

Death is nothing at all.  (Henry Scott-Holland)

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Jeannette Hunziker lebt und arbeitet als Schriftstellerin und Künstlerin im Raum Bern. Sie hält einen BA in Creative Writing der Hochschule der Künste Bern und praktiziert seit vielen Jahren unter Weisheitslehrer_innen aus Vergangenheit und Gegenwart den Yoga. Sie ist ausgebildete Yoga- Therapeutin. Im Rahmen des Festivals liest sie aus dem Gedichtband IMAGO, worin es um Insekten, Menschliches und (vielleicht) um das Verwandelnde der Trauer geht. Mehr: www.artundeigensinn.ch/aktuelles/

FR wie SA liest sie jeweils um 17.00 Uhr Texte aus IMAGO / MU, worin es um Insekten, Menschliches und (vielleicht) um das Verwandelnde der Trauer geht.  

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Lino Meister lebt in Bern und arbeitet nach Abschluss der Kochlehre selbstständig als Koch und Künstler. Die Lancierung von Vivaconterra, einem Projekt zur Wertschätzung und Verteilung von normwidrigem Gemüse, eröffnet ihm das Bedürfnis für eine längerfristige Auseinandersetzung mit einer zukunftsfähigen Landwirtschaft als Grundlage einer lokalen Esskultur. Diese kommt in Formaten wie Tavolate, performativen Arbeiten und Caterings für Filmproduktionen zum Ausdruck. Das Sammeln und Konservieren von wilden und kultivierten Gewächsen sowie die handwerkliche Produktion von Fermenten wie die Miso Paste sind wichtige Bestandteile davon. Die Projekte setzt Lino in Zusammenarbeit mit Kollektiven, einzelnen Kunstschaffenden sowie eigenständig um.

Nachdem die Sellerieknollen für mehrere Tage im Shiokoji eingelegt wurden und Enzyme mit deren Zersetzung begonnen haben, werden sie geschützt von einem Salzteigmantel in Feuer und Glut gegart. Das Salz im Teig sorgt für eine langsame Verdunstung des Saftes, was wiederum eine Konzentration des Geschmackes bewirkt. Nach einer Weile kann die Hülle aufgebrochen werden und ein weicher Kern kommt zum Vorschein. Ergänzt durch sorgfältig ausgewählte Geschmackskomponente, entsteht eine intensive Geschichte für die Sinne.

Jeweils FR und SA Abend ab 18 Uhr wagen Lino Meister und Piero Good mit ihrem Amuse Bouche der Vergänglichkeit eine kulinarische Annäherung an den Ort. Wer Asche am Gemüse nicht scheut, darf sich freuen.

Nadja Stoller lebt in Kehrsatz Nord. Sie schafft Kunst in unterschiedlichen Bereichen. Ihre Fertigkeiten hat sie sich über die Jahre auf etlichen Umwegen angeeignet: unter anderem an der Schule für Gestaltung Bern, Abschluss als Keramikerin und an der Hochschule der Künste Bern, Diplom in Jazzgesang mit Vertiefung Performance. Hauptsächlich beschäftigen sie die Musik, das Praktizieren der Japanischen Teezeremonie, das Brachliegen und die Neugier.
Mehr: www.nadjastoller.ch / www.artundeigensinn.ch/aktuelles/

The God’s Gardeners Oral Hymnbook ist eine Klang – Station von Nadja Stoller 2022 / Musik für Seelen im Dies – und Jenseits.

Die Künstlerin vertonte in einem Tag, einer Nacht und einem weiteren, darauffolgenden Tag 13 Hymnen aus dem Roman „The Year Of The Flood“ von Margaret Atwood (dem zweiten Band der Maddaddam Trilogy, worin die Kanadische Schriftstellerin das post-apokalyptische Szenario nach einer menschgemachten Plage visioniert). Die Lieder wurden im Wohnzimmer, mit einfachsten technischen Mitteln laufend festgehalten und können nun via Kassette und Kopfhörer in ihrer Rohfassung gehört werden.

Nadja Stollers Klang-Station ist während des gesamten Festivals für Besucher_innen hörbar. Wer die Künstlerin live erleben möchte, geht am FR 17.00 Uhr mit auf den musikalischen Lese-Spaziergang gemeinsam mit Jeannette Hunziker und Texten aus IMAGO / MU.  

Natalie Eichenberger hat an der HEM Genève Klassischen Gesang studiert und arbeitet seither als Sängerin und Gesangslehrerin sowie als Coach. Immer schon war sie fasziniert davon, wie unglaublich vielfältig Stimmen zum Einsatz kommen können, so hat sie in Projekten die Stimme immer auch gerne experimentell eingesetzt und praktiziert seit vielen Jahren das Singen in veränderten Bewusstseinszuständen. Mehr: www.natalieeichenberger.ch

Das Stück Infinity von Natalie Eichenberger (Stimme) und Daniela Lehmann (Tanz) wird am SA 18.00 Uhr sowie am SO 13.00 Uhr als Abschluss des Festivals in der Grossen Kapelle gezeigt.

Die pure Essenz des Seins kann niemals vorüber gehen. Vorbei ist nur, von dem wir denken, es sei vorbei. So entsteht auch Leid im Gedanken an den Verlust und nicht im Verlust selbst. In den Räumen des Krematoriums darf Klang und Tanz jenseits des Denkens entstehen. Aus puren Sein, aus purem Bewusstsein, aus purer Lebendigkeit.

Death is nothing at all.  (Henry Scott-Holland)

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Piero Good, *1991 in Chur. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen Einfachheit und sinnlicher Erfahrung. Ausgelöst von Momenten der Schönheit unternimmt er einen Austausch mit der Umwelt. Nicht nur während der Arbeit als Gemüsebauer, sondern auch in seinen aktuellen künstlerischen Projekten beschäftigt er sich intensiv mit Pflanzen. Er ist Mitbegründer von Pirlo Magazine und dem Institut Plapamco sowie Mitglied des Collectif Chuglu.

Nachdem die Sellerieknollen für mehrere Tage im Shiokoji eingelegt wurden und Enzyme mit deren Zersetzung begonnen haben, werden sie geschützt von einem Salzteigmantel in Feuer und Glut gegart. Das Salz im Teig sorgt für eine langsame Verdunstung des Saftes, was wiederum eine Konzentration des Geschmackes bewirkt. Nach einer Weile kann die Hülle aufgebrochen werden und ein weicher Kern kommt zum Vorschein. Ergänzt durch sorgfältig ausgewählte Geschmackskomponente, entsteht eine intensive Geschichte für die Sinne.

Jeweils FR und SA Abend ab 18 Uhr wagen Lino Meister und Piero Good mit ihrem Amuse Bouche der Vergänglichkeit eine kulinarische Annäherung an den Ort. Wer Asche am Gemüse nicht scheut, darf sich freuen.

Ruben Hollinger, *1987, Kunstschaffender. Widmet sich oft spielerisch der Erkundung seiner nahen und fernen Umgebung und der Menschen, welche diese formen. Dazu arbeitet er redaktionell als freier Fotograf. Ausbildungstechnisch hat er sich den Gehirnwäschen der Universität Bern (Sportwissenschaft), der Berufsschule für Gestaltung (Eidg. Dipl. Fotodesigner) und schliesslich der Zürcher Hochschule der Künste (Finearts) mit einem Intermezzo an der Kunstakademie in Chişinău ausgesetzt. Er lebt und arbeitet in Bern.

SURROUNDINGS – Ruhender Tau, Baumstrünke, farbige Blumenwiesen, Fernblicke, Sonnenuntergänge, Schafe unter blühendem Baum, eingefrorene Wasserläufe: Surroundings besteht aus Reproduktionen von Fotografien, welche während eines Jahres einer amtlichen Zeitung entnommen wurden. Auf dem historisch gewachsenen Publikationsorgan umgeben sie, passend zugeschnitten, schwarz gerahmte Todesanzeigen und begleiten visuell deren Kern.

Eine Sammlung fragt gewohnt nach der gemeinsamen Schnittmenge der einzelnen Motive und deren Essenz. Handelt es sich um schmucke Bilder, wohlwollend komponiert? Oder lediglich um profane, unaufgeregte, sich artig zurückhaltende – als ob Spektakel vermieden werden sollten? Jedem noch so banalen Bild ist in der Sprechsituation «Todesanzeigen» kaum möglich, einer Pathosaufladung zu entkommen.

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Samuel Baah Kortey *1994 Ghana, ist Künstler, lebt und arbeitet in Frankfurt, Deutschland und Kumasi, Ghana. Samuel hat einen Bachelor of Fine Arts von der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (2013-2017). Er ist Mitglied von drei Kollektiven: blaxTARLINES, Commune6x3 und Gründungsmitglied des Asafo Black Collective. Er interessiert sich für visuelle Konsumation und Architektur und liebt es, mit organischen Materialien zu experimentieren. Er schliesst gegenwärtig seinen Master of Fine Arts am Department of Painting and Sculpture, KNUST (Kumasi, Ghana) ab und ist Austauschstudent an der Städelschule in Frankfurt, Deutschland.

Die Installation CHRIS-SIS; UNACCESSIBLE FILES OOBC-FOREVER versucht, verschiedene christliche Doktrinen und Lehren zu enthüllen, welche im 19ten Jh. von Britischen Kolonisator_innen implementiert wurden und sich mit dem Ghanaischen Lebensstil vermählt haben.  Das Christentum wurde zu einem Mieter im Geist der Leute und fand seinen Einfluss auf Kultur, Klanglandschaft, Modebewusstsein und die urbane Landschaft Ghanas.

Ghanaische Klagelieder, Beerdigungskunst und Folklore bilden den Ausgangspunkt für die Entwicklung dieser Installation, welche sich in Winkeln und undefinierten Orten des Krematoriums ansiedeln wird. Orte, wo Spinnen sich gerne niederlassen und ihre Netze bauen. Die Arbeit beinhaltet eine Soundinstallation sowie christusähnlichen Köpfe aus Papier und Kaffee, vermengt mit toten Blumen.

Am SA 20.00 Uhr sowie am SO 12.00 Uhr findet ein Artist-Talk mit dem Künstler statt.

Stefan Maurer *1976 lebt in Bern und arbeitet als selbstständiger Fotograf, Künstler und Kunstvermittler weltweit. Er hat langjährige Erfahrung in der Organisation und Mitwirkung in spartenübergreifenden, transdisziplinären Projekten sowie diversen Ausstellungen. Er arbeitet partizipativ und ortsbezogen an der Schnittstelle von Kunst, Spiritualität und Sozialem. Mehr: www.maust.ch

Es begann im April 2022 in der Zwischennutzung des ehemaligen Erotikladens Planet Love in Bern. Dort eröffnete das Künstlerkollektiv Mami (Stefan Maurer und Rudolf Mischler) erstmals das offene Studio für Aktfotografie, um mit der Öffentlichkeit in einem gemeinsamen Prozess herauszufinden, was ein zeitgenössischer Akt ist. Für das KREMA Festival wurde die Idee weiterverfolgt und mit dem Thema Sterblichkeit verwoben, unter dem Motto: wir sterben bevor wir sterben. In der Fotoinstallation NACKT UND STERBLICH ist eine Auswahl der Bilder zusammen mit Fliegen und weiteren Insekten zu sehen, eingeschlossen in Harz, gewissermassen für die Ewigkeit. Die Bilder sind zu verkaufen, bei Interesse melde dich bitte beim Künstler. Das Studio für Aktfotografie ist ein laufender Prozess, falls du Interesse an einem Aktfotoshooting hast, kannst du dich ebenfalls beim Künstler melden.

Das ganze Geschehen wird vom Ewigen Feuer begleitet.

Am FR 19.00 Uhr sowie am SO 11.00 Uhr findet ein Artist-Talk mit dem Künstler statt.

Zimoun lives and works in Bern, Switzerland. His work has been presented internationally. He is best known for his installative, generally site-specific, immersive works. In addition to his installative compositions, Zimoun also develops purely acoustic works. Although the two genres – visual, un- controlled, accidental compositions and musical compositions for sound recording and performance that are laboriously constructed in the studio – may seem quite different at first, both emerge from the artist’s interest in creating spaces and acoustic states which are composed of microscopically small sounds and noises. Zimoun’s recordings are often, like the performative concert arrangements, conceived of for multi-channel sound systems. Through the implementation of multiple loudspeakers, listeners are placed within a three-dimensional sonic architecture which cannot be discovered visually, but only acoustically. More: www.zimoun.net

Am FR 21.00 Uhr sowie am SA 21.30 Uhr führt der Künstler seine eigens zum Ort komponierten Kleinen Orgelstudien in der Kleinen Kapelle auf.

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Zora Vipera lebt und arbeitet in Bern. Sie ist seit 2007 als Performerin, Feuerkünstlerin, Kostümdesignerin sowie Kunsthandwerkerin aktiv. In ihrer Kunst dringt sie tief ins Wesen der Verwandlung und erforscht darin die Kraft archetypischer Figuren. Sie ist Mitgründerin verschiedener Künstler:innen-Kooperationen, unter anderem der Performance-/Musikgruppe NÂR.

Am FR 20.00 Uhr zeigt Zora Vipera ihr Tanzstück MEDUSA inverted in der Grossen Kapelle. Begleitet wird sie dabei von Mystesystem aka Mikael Oettli. Ein multisensorisches Ereignis.

zozoTransistor aka Zoë Binetti hat einen MA in Contemporary Arts Practices von der Hochschule der Künste Bern, wurde an der Independent Republic of Failure in Spanien in physical comedy ausgebildet, praktiziert seit 15 Jahren Butoh und experimentelle Musik.
z. ist zwischen Texas, dem Berner Oberland und einer japanischen Ernährungslehre aufgewachsen. Mehr: www.zozotransistor.com

CAST(S) ist ein Trauerritual für queere Ahnen. zozoTransistor fragt nach den (erfundenen) Geschichten öffentlicher und privater Räume und erzählt diese für und mit allen Sinnen. Das Performancestück richtet sich gleichermassen an ein Publikum mit Lust auf sinnliche Unterhaltung als auch an diskursorientiertes Fachpublikum.

Am FR 18.00 Uhr und SA 19.00 zeigt zozoTransistor ihr komisches Trauerritual für Queere Ahnen in der alten Urnenhalle hinter dem Krematorium.